Montag, 17. Juli 2017
Der Tattoo-Terror ist wieder im Gange. Kleinbasels Sommer-Heuschrecken-Plage – überzieht das ganze Vogel-Gryff-Territorium, und dies Urviech wehrt sich nicht mal dagegen. Bleibt uns nur, wie jeden Juli, die Flucht. Zwangsferien auf eigene Kosten.
Vgl. Glosse 2014
... und hier der ultimative Tattoo-Superhit (Schweizer Armeespiel mit Pressluftsolo)
Sonntag, 16. Juli 2017
Back again! – Dank sofortigen grossflächigen Einsatzes der Basler Kantonspolizei ist es mittels Absperrung der Mittleren Rheinbrücke gelungen, die als vermisst gemeldete Haushaltsschere am Traversieren eben dieser Brücke zu hindern und so dem ev. Untertauchen in den Großbasler Verwinkelungen zuvorzukommen. Anschließende Vernehmungen des deliquenten Objekts führten – in Übereinstimmung mit einer psychatrischen Ferndiagnose (die allerdings nicht als Beweismittel dienen kann) – zu der Schlussfolgerung, dass es sich bei dem Vorfall weniger um ein vorsätzliches Vergehen handelte, als um eine Variante somnambuler Ausfälligkeit, verursacht vermutl. durch eine momentane, wenn auch vielleicht willentlich (sua sponte) provozierte Bewusstseinstrübung, wie sie unter Haushaltsgegenständen gelegentlich trotz umsichtiger Präventionsvorkehrungen anfallen kann.
Kurz: Ende gut, alles gut! Unser Multitalent ist wieder zuhause, in seiner Schublade, und befleißigt sich zweckdienlichster Zuhandenheit.
Samstag 15. Juli 2017
Wieder ein Verlust. – Jetzt ist auch die Schere verschwunden. Die Haushaltsschere. Unser Multitalent, das alles schneidet (Schreibpapier, Pappkarton, Gummiringe, Palmschösslinge, Geflügelflügel). Die Schere also ist weg. Sie ist unser "gutes", nicht unser "schlechtes Gewissen", weshalb sie auch nicht, wie ein Odradek, auf dem Treppenabsatz oder auf der Clo-Brille sitzt und kichert, sondern sich einfach in Luft aufgelöst hat. Wir haben überall gesucht, in den Schubladen, im Schuhgestell, unterm Küchenteppich, hinterm Brockhaus, auch im Kühlschrank (wohin sich Talente manchmal zurückziehn), sogar im Gefrierfach – alles vergeblich. Wir werden eine Vermisstmeldung aufgeben müssen, beim Polizeiposten an der Clarastraße, wir werden Formulare ausfüllen müssen, man wird uns zu trösten versuchen, Hoffnungen machen. Aber wir, in unserem Alter, wissen, wie das Leben spielt. Wir sind darauf gefasst, fortan ohne sie leben müssen. Kein Ersatz für unser Multitalent. Wir werden sie in Erinnerung behalten. Wir werden sie nie, nie mehr vergessen.
Hab ich mich deutlich genug ausgedrückt?
Freitag, 14. Juli 2017
Nochmals … Dann doch nicht "Weltfrömmigkeit", sondern "Schöpfungsläubigkeit". Aber zum Glück so schräg, dass sie, ins Romanwerk transformiert, zum Genuss werden kann.
Mittwoch, 12. Juli 2017
Wahrscheinlich ist aber "Weltfrömmigkeit" doch ein ganz falscher Ausdruck für das, was Gerhard Meiers Welt grundiert. Es sind ja die Toten, die hier leben, und von diesen die Schrägen, Beschränkten und Irren (von den Tieren die Spinnen und Grillen und von den Fahrzeugen die Jauchewagen). Selbst die Figuren der Weltliteratur leben in dem monomanischen Diskurs als erinnerte Verstorbene.
Heute habe ich mich mit einem alten Militärspiel-Kollegen getroffen, und wir sind – keine Armeefreunde! – wie Baur und Bindschädler (wenn auch ohne die Schuhe neu zu schnüren oder von Mal zu Mal die Hosen zu justieren) erinnernd und räsonierend durch Basels Straßen gegangen.
Dienstag, 11. Juli 2017
Nochmals zu Gerhard Meier: die 'Weltfrömmigkeit' nicht erhaben, sondern lakonisch (sofern es das gibt). Und etwas naiv, wie jede Frömmigkeit, auch wenn sie die Weltliteratur zitiert oder über Kunst referiert.
"Berger war übrigens in seinen letzten Monaten bettlägerig. Und als er tot war, wuchs seiner Frau ein Bart. Auch bekam sie Schwierigkeiten mit den Nachbarn", sagte Baur. (Toteninsel, Frankfurt am Main 1992, S.92)
Der Mann ist bettlägerig und stirbt, die Frau bekommt einen Bart und zankt sich mit den Nachbarn. So einfach sind die Dinge, wenn man ihnen, poetisch, vertraut.