Montag, 24. Juli 2017
Ave Maria
Toteninsel
Ave Maria
Toteninsel
Sils Maria. – Herrliches Wetter. Von Silvaplana zurück nach Sils. Auf dem See die Kite-Surfer: Drachensegler.
(Kite-Surfing als letzter Hit, für die Exzeptionellen, denen das Wind-Surfen zu banal ist).
Abends nochmals Rundgang auf der Halbinser Chastè. Zum Nietzschestein, „Oh Mensch …“. – Doch keine Menschenseele weit und breit. Im Dunkel wird der Spruch zur raunenden Beschwörung.
Doch alle Lust will Ewigkeit –
Will tiefe, tiefe Ewigkeit.
Der Ton aber: eine Mischung von Pathos und Sentimentalität, mit rhetorischer Aufrüstung (Wortwiederholungen) … (Nicht nähertreten!)
Ich gestehe ein, mich mit meinen unbedarften Äußerungen über das Basler TATTOO völlig vergriffen zu haben. Die eingehende Lektüre meines Lieblingsblattes („Vogel Gryff“) zwingt mich zur Revision.
Natürlich handelt es sich um „musikalische Weltklasse“, die aus vieler Herren Länder zusammengetrommelt wurde, um „staatsmännische Eskorten, königliche Garden, grazile Tänzerinnen“, mit dabei „Trumps Garde“, die den „Nationalstolz zelebriert“. Was will man mehr?
(Für mich: höchste Zeit zum Abmarsch aus der Gefahrenzone.)
Lektion 13 (Dudelsack)
...........
(nach dem frühmorgendlichen Konzert auf dem Basler Kasernenareal)
Übungssätze
Alltag
Essen
Reisen
Ökologisch
Paarreime (für Fortgeschrittene)
Dudeldi, dudelda
Fahr'n wir nach Amerika.
Hol'n wir uns den eiteln Sack
Dudeln ihn mit seinem Pack
Machen allen den Garaus
Kehr'n zufrieden drauf nach Haus.
Dudeldi und Dudelda
Dreimalhoch Amerika!
Dieses Konzert hör ich mir nun täglich mehrmals an. Man kann nicht genug davon bekommen.
Stattdessen. – Ich aber will jetzt endlich einen Hirsch sehen, der zum Äsen auf die Lichtung tritt.*
Stattdessen ein Rasenmäher (Maschine mit Mann), der voll Pflichtgier mit mörderischem Getön das Gras flächendeckend vertilgt.
* Klaus Merz. Werke, Bd. 7, S. 155
Edieren. – Wohltuend wär es, täglich ein, zwei Handschriftenblätter (Gedichtfassungen) zu transkribieren, als Meditationsübung vielleicht. Zeile für Zeile, stockend, rätselnd, vor- und zurücktastend, ganz nah am Auge und dann wieder sich nach hinten lehnen – und wieder vorpreschen, entschlossen, das Gekritzel zu knacken, verärgert nun langsam über des Autors Rücksichtslosigkeit (Sauklaue!), kopfschütteln, stöhnen und schimpfen und definitiv die Stirn in Falten legen – und dann nochmals Atem holen, mit letzter Anstrengung sich locker geben, seitlich den Blick gleichsam unter die Wellenlinie schieben, bis sie zerbröselt und ein Schriftzug erahnbar wird. Glück, wenn die Schrift sich zu Buchstaben und Wörtern fügt und so etwas wie ein Sinn über den Hieroglyphen zu leuchten (ja, zu leuchten!) beginnt. Blitzschnell fällt ab aller Kummer, und nun käme die Feier des Tages. Dann nämlich, wenn es täglich ein, zwei Handschriftenblätter zu transkribieren gäbe.
Aber es warten die hundert nächsten Blätter, die man über dem einen versäumt hat, und fordern die Gleichbehandlung, was doch keinesfalls geht. Vielleicht also doch gescheiter ein ehrliches Handwerk, wenn's dafür nicht längst zu spät wäre.