Sonntag, 2. Februar 2014
In dem «unvollendeten» Roman Der bleiche König von David Foster Wallace ist auf Seite 243 zu lesen:
Andererseits ist es natürlich auch gut möglich, dass die 24.456 Wörter, aus denen diese Lebensgeschichte bisher besteht, außer mir auch niemandem relevant oder auch nur verständlich vorkommen […].
Solche Sätze gefallen mir irgendwie. Die Aussage scheint sich im übrigen einzig auf § 22 zu beziehen, ein wirklich sehr langes und alle Proportionen sprengendes Kapitel. Man fühlt sich herausgefordert, die Wörter tatsächlich nachzuzählen (eine Aufgabe für Monk!), als ob nach erwiesener Wahrheit oder Falschheit der Aussage auch die geheime Botschaft des Buches offenkundig wäre. Aber natürlich würde man sich verzählen und xmal von vorne beginnen müssen, und alles wäre überhaupt kein Spaß mehr, und frustriert würde man das Buch weglegen. So steht es um die Fiktion, selbst wenn sie wahr sein sollte.
Sonntag, 9. Februar 2014
Dieses Wochenende war ich in Edenkoben und habe einen pfälzischen Winzerteller verspeist: Bratwurst, Saumagen und Leberknödel. Am Sonntagmorgen spannte sich ein prächtiger Regenbogen übers ganze Rebgebiet, friedekündend und gleichsam wohlgenährt, als wollte er sagen: Wünsche, gut gespeist zu haben!
Den Appetit verdorben hat es mir erst am Abend zu Hause, als ich die Abstimmungsresultate zur Einwanderungsinitiative serviert bekam.
Dienstag, 11. Februar 2014
Endlich! — «Physikern der Universität Basel ist es gelungen, in einem Quantendraht eine spontane magnetische Ordnung von Kern- und Elektronenspins bei Temperaturen von 0,1 Kelvin zu beobachten. Bisher war dies meist erst bei Temperaturen im Mikrokelvin-Bereich möglich.»
Die Erklärung:
«Die Erklärung, weshalb eine Kernspinordnung schon bei 0,1 Kelvin möglich ist, liegt darin, dass die Kerne der Gallium- und der Arsenatome in Quantendrähten an die Elektronen koppeln und diese wiederum auf die Kerne rückwirken. Durch diese Kopplung verstärkt sich die Wechselwirkung zwischen den magnetischen Momenten, was zur Ordnung der Kern- und Elektronenspins führt. Diese wird zusätzlich durch den Umstand stabilisiert, dass sich die Elektronen in den eindimensionalen Quantendrähten nicht ausweichen können, wodurch sie stark miteinander wechselwirken.» (Universität Basel, Uni Research, 11.2.2014)
Super!
Donnerstag, 20. Februar 2014
Max Frisch wundert sich mit 62 Jahren, «kein körperliches Gefühl davon» zu haben, «dass es in wenigen Jahren zu Ende ist». (Aus dem Berliner Journal, Berlin: Suhrkamp 2014, S. 56). So was von schriftstellerndem Hypochonder! Gestorben ist er mit 80.
Besorgt hab ich mir das aus Frischs Nachlass veröffentlichte «Berliner Journal», auf das ich überhaupt nicht spitz war, wegen eines einzelnen Satzes – immer diese herausgepickten Sätze! –, über den ich beim Stöbern in der Buchhandlung gestolpert bin und den ich jetzt nicht mehr finde. Er muss auf einer ansonsten leeren Seite gestanden haben. Er lautete: «Ich falle mir schwer.» − ohne Wenn und Aber.
Freitag, 21. Februar 2014
Das mit dem einen Satz («Ich falle mir schwer») auf der separaten Frisch-Seite (vgl. 20. Febr.) war ein Irrtum, eine Wunsch-Erinnerung. Es ist nicht mal ein separater Satz. «Ich falle mir schwer, dafür können die andern nichts […]», und gleich wieder selbstbezügliches Zeug, das ich nicht wissen will. Schade, es hätte mir so gut gefallen. So muss ich mich denn an anderes halten, an die ungeschminkten Urteile über Andersch, Grass, Johnson, an die Analysen zur verkommenen Stimmung in der DDR. Aufschlussreich. Scharf beobachtet. Ein Buch aus der Vergangenheit.
Dienstag, 25. Februar 2014
Es gibt Internetseiten, die man prämieren müsste. Zum Beispiel das Hund-Katze-and-Hamster-Forum von www.kleiderkreisel.de. Stichwort «Hund hat Plastikfolie gegessen».
A:
«Wie es aussieht, hat sich mein Berner heute morgen eine Ecke Weichkäse mitsamt der Frischhaltefolie reingezogen. […] Ich hoffe nun, dass die Folie bis morgen früh wieder raus kommt.»
B:
«Ja, mein Ridgeback mag gern Strümpfe, die dann wieder ausgesch....werden, bisher problemlos.»
C:
«Mein Urlaubshund frisst Tennisbälle und Kappen komplett auf. Sehr kurios.»
D:
«Also der Hund eines Freundes hat auf den Hauspartys immer die Kronkorken geklaut und gefuttert – kamen immer im ganzen wieder raus.»
E:
«Einmal Ohrenstöpsel -> wäre fast gestorben.
«Einmal Hefeteig -> Hund ging wirklich auf wie ein Hefekuchen.»
F:
«Kennt ihr diese kleinen faltbaren Ballerinas für die Handtasche? Er hat beide gefressen. Und jeweils einen in jede Richtung wieder ausgeschieden.»
G:
«Mein rottweiler hat damals ungelogen eine komplette auseinandergewickelte mullbinde gefressen, ich weiß ja nicht wieviel meter das so sind, aber es kam vorne und hinten wieder raus, ohne irgendwelche komplikationen und das auch recht schnell.»
H:
«Rohes Sauerkraut geben. Das wickelt sich drum und alles kommt komplett wieder raus. Mein Hund hat mal einen kompletten Futterbeutel geklaut und gefressen - inkl. Reißverschluss. Ist alles wieder gekommen.»
A:
«Danke, ihr macht mir Mut.»