Samstag, 6. Dezember 2014
Basel, Rittergasse 11. — Hier wird der Zivilstand geändert. Am 6. Dezember haben wir hier den Zivilstand geändert. Nikolaustag, damit man sich's gut merken kann. Eine wunderbare Einrichtung, schmerzlos und nachhaltig: Man geht ledig hinein und kommt verheiratet wieder heraus. So einfach und überzeugend kann etwas sein.
Freitag, 12. Dezember 2014
Gespräch zu Dritt über Kuno Raeber, in dessen Texte ich mich eben einzulesen beginne. Ein harter, verkannter Brocken. Zu Unrecht, finden meine Gesprächspartner. Vielleicht, wahrscheinlich, ziemlich sicher haben sie recht. Ich kann mir eine wunderbare synoptische Edition seiner Gedichte denken. Sie muss gemacht werden!
Mittwoch, 24. Dezember 2014
Weihnachtssingen! Wir singen unter einem kerzenbehangenen Lorbeerbaum: ein Philosoph, ein Philologe, eine Historikerin, eine Verlegerin, eine Fotografin (die das absurde Spektakel fotografiert, in einer einzigen Aufnahme!). Natürlich ist «singen» maßlos übertrieben. Wir klabaudern uns durch ein Heft, Gesang mit Klavierbegleitung, von zirka 1935 («Deutsche Weihnacht»). Von vorne bis hinten, jedes Stück, soweit es geht. Seriensingen. Ist das … ja was denn?
Freitag, 26. Dezember 2014
Und dann klappt es wieder nicht mehr mit diesen tagebüchernen Verlautbarungen. Es ist heute nicht mal der 26., an dem ich angeblich schreibe. Ich versuche, rückwärts Daten zu belegen, aus was für einem welchen Hirnzwang denn bloß? Müsste ein zweites, das «eigentliche», nur für mich bestimmte Buch anlegen. Das Handschrift-Tagebuch, was ich schon x mal versucht habe, ohne Dauererfolg. Dabei gibt es diese passionierten Tagebuchschreiber, deren eigentliches Werk ihr Tagebuch ist. Einar Schleef zum Beispiel, der dem supponierten Leser, zu dem er nun postum (2014) gelangt ist, nichts erspart.
Mittwoch, 31. Dezember 2014
Noch ein Unwort zum Jahresende: «Mit der Zeit gehen». Eine Resignationsdevise in aller Munde, am traurigsten bei alten Knackern wie der NZZ, die eben dabei ist, ihre eigene Qualitätsmarke, das solide Zeitungshandwerk, hintanzustellen. «Nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen» ist dann die zweite der geschäftigen Devisen, die man, ebenfalls aus aller Munde, nicht mehr hören mag. Ein passables neues Jahr wünsche ich mir trotzdem!