Freitag, 18. November 2016
Mitten in der Nacht ist die Pflanze gestürzt. Auf dem Balkon im ungefähr achtzehnten Stock einfach umgestürzt, ein Opfer des Sturmwinds, der sie zu Boden zwang. Seit die Kälte einbrach, treibt sie rote Blüten, zarte rote Blüten, die bei der kleinsten Erschütterung abfallen, so dass sie immer etwas zerzaust wirkt, schütter, wie einer, dem die Haare ausfallen, aber ständig nachwachsen. Jetzt, mitten in der Nacht, ist der Sturm über sie hergefallen, und sie liegt auf dem harten Beton, platt hingestreckt, auf allen Vieren gleichsam, doch so, als ob sie sich daran festhalten wollte und niemand mehr ihr etwas anhaben könnte. Ich, kein Pflanzenheld, weiß sie nicht mal beim Namen zu rufen (kann keine Tulpe von einer Rose unterscheiden). Aber ich werde sie aufrichten, und sie wird dastehn und weiterblühn, noch etwas schütterer, aber unverdrossen, bis zur nächsten Nacht mit dem nächsten Sturm.
Montag, 19. Dezember 2016
Ein Google-Angebot. – «Möchtest Du Antworten, ohne fragen zu müssen?»
Gibt es einen treffenderen Satz zur Charakteristik unseres wunderlichen Zeitalters? Endlich sind wir des Fragens enthoben, brauchen weder Theologie noch Philosophie. Und googlen munter weiter.
Mittwoch, 21. Dezember 2016
Und wieder steht Weihnachten vor der Tür,
und wiederum fällt mir dazu nichts ein
außer Bedenkliches, Feindliches,
das ich für mich behalten will,
um keinen Vorwand zu liefern
den Gewalttätigen.
Lieber noch schluck ich den Hass
gegen die Weihnachsrummel-Märkte
hinunter
(Ich will aber hassen dürfen!)
und wünsche mir und allen ein frohes Weihnachtsfest.